Wohin führt Russlands Weg?

03.04.2023 Von 1991 bis 2019 bin ich mindestens ein Mal jährlich in Russland gewesen. Mein erster Besuch in Russland war ein offiziel- ler als Leiter einer Delegation im Rahmen eines deutsch-sowjetischen Abkommens über den gegenseitigen Austausch kommunaler Umweltfachleute. Es war die Zeit unmittelbar vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Wir erlebten die russische Stadt Perm, die als „geschlossene Stadt“ bis vor unserem Besuch für Ausländer gesperrt war, als eine durch Rüstungsindustrie geprägte sowjetische Industriestadt mit erheblichen Umweltproblemen und Versorgungsengpässen für die Bevölkerung. Und wir erlebten die ukrainische Stadt Saporoshje (das ist der russische Name der Stadt, den ukraini- schen Namen Saporischschja kannten wir nicht, da er von unseren Gastgebern nie benutzt wurde), als eine Industriestadt mit sehr starker Luftverschmutzung durch Stahl- und Aluminiumproduktion und einer völlig darniederliegenden Industrie mit entsprechend erbärmlichen Lebensverhältnissen der Bevölkerung. Und wie ist die Situation heute? Die Rüstungsindustrie in Perm ist führend in der Produktion von Geschützsystemen und Panzerkanonen, die auch auf dem als Militärstützpunkt genutzten Gelände des von russischen Truppen besetzten Atom- kraftwerks Saporischschja stationiert sein dürften, um von dort die am jenseitigen Ufer des Flusses Dnipro (Dnjepr) gelegene Stadt Saporischschja zu beschießen. Das ist perfide, weil die Ukrainer das Feuer auf die Angreifer kaum erwidern können, denn damit könnten sie eine nukleare Katastrophe im größten Atomkraftwerk Europas auslösen . Ich habe die politische Entwicklung insbesondere in Russland seit meinen Besuchen in Perm und Saporoshje interessiert verfolgt, bin aber nie auf den Gedanken gekommen, dass sich eine so ungeheuerliche gedankliche Verbindung wie jetzt zwi- schen den beiden Städten je ergeben könnte. Über meine Einschätzung der politischen Entwicklung und Situation in Russland habe ich einen längeren Artikel geschrieben, der durch Anklicken des nebenstehen- den Fotos als pdf-Dokument geöffnet werden kann.